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Rezension von Christoph H. Vaagt auf anwaltverlag.de

Von Christoph H. Vaagt, Rechtsanwalt und Kanzleiberater in München, ist folgende Rezension beim DeutschenAnwaltverlag erschienen:

Christoph H. Vaagt, Rechtsanwalt und Kanzleiberater in München

Es gibt bereits viele Bücher zum Thema „Legal Tec“, mit unterschiedlichen Ansprüchen an Breite und Tiefe der Darstellung. Nun liegt eines von Ilona Cosack vor, die seit über 20 Jahren Anwälte und Kanzleien berät. Sie ist eine selbstverständliche Präsenz auf Anwaltstagen und Veranstaltungen, hat eine Xing-Gruppe mit über 1000 Teilnehmern, und veranstaltet laufend Erfahrungsaustausch. Näher am Puls der Anwaltschaft als Beobachter und Berater ist kaum jemand. Wenn jemand wie Ilona Cosack ein Buch zu diesem Thema schreibt, so bedeutet das auch, dass das Thema nunmehr Relevanz hat (…). Praktischerweise fängt sie dort an, wo es auch wirklich wichtig ist: bei den Menschen, die die Technik nutzen sollen. So ist der erste technische Hinweis der, wie man bei dem beA einen Vertreter einträgt. Das beA treibt den Prozess richtigerweise in Kanzleien, und auch wenn Emails schon üblich sind, geht es doch darum zu verstehen, dass der Posteingang nunmehr „primär“ das Emailpostfach ist, nicht der Briefkasten. Vom Posteingang zur digitalen Akte, weiter zu den richtigen Mandanten: die Strategie folgt unmittelbar, genauso wie Marketing und Mitarbeiterführung. In nur 100 Seiten handelt Ilona Cosack das Wichtigste ab, um dann Praxisberichte folgen zu lassen, also darzulegen, wie andere Kanzleien unterschiedlicher Größe den Prozess der Digitalisierung organisiert haben. Damit beschreibt sie, was gelingen kann, weil es gelingen muss: die Digitalisierung als Prozess anzustoßen, der mit dem beA anfängt, aber am Ende die ganze Kanzlei umfassen muss. (…) Wer das Thema bisher für sperrig, und aufgrund der vielen Fremdwörter auch für überzogen hielt, sollte hier anfangen zu lesen. Es wird ihm zum Vorteil gereichen.

„Mehr als ein Leitfaden“ – Rezension von Dr. Anette Schunder-Hartung

Dr. Anette Schunder Hartung bespricht auf legal-tech.de mein Buch:

Dr. Anette Schunder Hartung

Mehr als ein Leitfaden

Gäbe es ein Ranking der Anwaltsberater, Ilona Cosack würde sich zuverlässig ganz weit oben wiederfinden. Das muss man wissen, um ihr neues Kanzleimanagementbuch in die Vielzahl der Digitalisierungsratschläge richtig einzuordnen. Denn selbstverständlich ist es, wie der Untertitel verspricht, ein „Leitfaden“. Letztlich ist das Werk aber viel mehr als das: Cosack hinterfragt, was der digitale Wandel für Anwaltskanzleien bedeutet, und sie nimmt die großen Effekte wie Beschleunigung und standortübergreifendes Arbeiten ebenso in den Blick wie die Meilensteine zur Umsetzung.

Was die Lösungsmöglichkeiten betrifft, so betont sie einmal mehr den Erfolgsfaktor „Einstellung“. Anders gesagt: Der digitale Wandel beginnt im Kopf. Dafür, dass dieser Satz nicht zur Plattitüde wird, sorgt die sehr differenzierte konzeptionelle, aber auch empirische Betrachtung im Folgenden. So differenziert die Autorin zunächst zwischen den drei großen Gruppen der Rechtsanwälte, der Mandanten und der Mitarbeiter. Dabei spielt im erstgenannten Fall u. a. das viel gescholtene beA eine besondere Rolle. Auch im Mandantenbereich geht es Cosack keineswegs nur um Anwalt vs. Algorithmus, sondern um „die richtigen Mandanten“, Strategie und Kommunikation.

Keine Scheu vor der Umsetzung

Spannend sind die Best Practice-Interviews, für die die auch im DAV engagierte Cosack weitere Granden der Branche gewonnen hat. Egal ob Kleinkanzlei, Mittelständler oder internationale Großsozietät: Sie alle betonen, dass man nicht zu lange warten darf. Konkret bedeutet das, einerseits in Schulungen zu investieren, aber andererseits auch schlicht mit der Umsetzung der Digitalisierung anzufangen, auf die Gefahr hin, unvollkommen auf die verschiedenen Herausforderungen vorbereitet zu sein. Um einen der Befragten wörtlich zu zitieren: „It’s all about execution“. Schwer zu fallen scheint dabei im Besonderen der Verzicht auf Papier, was an anderer Stelle mit der Angst vor Kontrollverlust in Verbindung gebracht wird.

Ein weiterer wichtiger Tipp, den die Autorin dieser Zeilen aus eigener Beratungserfahrung nur betonen kann, zielt auf die genaue Betrachtung der bisherigen Arbeitsabläufe in der Sozietät. „Bevor irgendwas digitalisiert wird, müssen die Abläufe stimmen.“ Übersetzt in Cosacks Handlungsempfehlungen heißt das: Ermitteln Sie (sorgfältig!) den Ist-Zustand! Erst danach können Sie Ihre Ziele in der gebotenen Weise festlegen und zum festgelegten Stichtag mit der Umsetzung beginnen.

Abgerundet wird das auch insoweit sehr systematisch geschriebene Werk durch einen Anhang mit weiterführenden Websites und Adressen, die sowohl auf Blogs und Studien als auch auf weitere einschlägig tätige Kolleg(inn)en hinweisen. Denn auch das ist bezeichnend für Ilona Cosack: Sie hat es nicht nötig, diejenigen zu verschweigen, die sie ebenfalls für empfehlenswert hält. Mein Votum: Lesen!